Tradition? Ist Innovation! Zu Besuch im Weingut Herzog von Württemberg
Case Studies
Wer durch den liebevoll rekonstruierten Park von Schloss Monrepos spaziert, denkt an seinen Hund, die Schwiegermutter, die letzte Klausur, vielleicht auch an die wunderbare Flora und Fauna, die sie oder ihn gerade umgibt. Doch wahrscheinlich ist kaum jemandem bewusst, dass er sich in einem Privatgarten Seiner Königlichen Hoheit Carl Herzog von Württemberg befindet. Von wegen öffentliches Eigentum – alles Privatbesitz: das Schloss, die Grünanlagen, das elegante Hotel mit dem Golfplatz sowie die hauseigene Kellerei. Und trotzdem sind Besucher hier stets willkommen, es herrscht freier Zugang, für jeden.
So wollten es die königlichen Herrscher schon vor 400 Jahren
sagt Herzog Michael von Württemberg. Und auch heute noch. Er ist der jüngste Sohn der württembergischen Königsfamilie und leitet seit 1995 die Kellerei des Weinguts. 1981 wurde sie gemeinsam mit der Hofkammer, die Holding des Hauses Württemberg, aus der Stuttgarter Innenstadt in die idyllische Parkanlage verlegt. Die einstigen Regenten können auf stolze 500 Jahre Weinbautradition zurückblicken
Das dies alles andere als verstaubt ist, dafür sorgt Herzog Michael. Denn der Agrarökonom stellt vor allem kritische Fragen: zur Qualität des Weines, zum Image des Unternehmens und welche Initiativen die Güte seiner Produkte noch berühmter machen kann. Gleichzeitig geht er neue Wege, baut zu den bewährten Rieslingen immer mehr Rotweine an, experimentiert mit Cuvées, Sekt und Bränden, fördert den Barrique- Ausbau. „Immer neugierig bleiben“, lautet sein Motto. Mit 40 Hektar Rebfläche ist das Weingut Herzog von Württemberg das größte private Weingut im Anbaugebiet. Der Besitz erstreckt sich von Stetten im Remstal bis nach Maulbronn. Jede dieser sechs Einzellagen hat ihr spezifisches Terroir, das sich in den Weinen widerspiegelt. Herzog Michaels Favorit ist das Stettener Brotwasser, ein Riesling der auf geschützten Sandstein Terrassen unterhalb der Ruine Y-Burg im schönen Remstal gedeiht.
Sein Name geht auf eine Stettener Hofdame des 17. Jahrhunderts zurück, die sich den damals üblichen Krug zum Aufweichen des trockenen Brotes bei Tisch statt mit Wasser mit ihrem Lieblingswein füllen ließ. Doch auch die Rotweine liegen im am Herzen. Nach alter Tradition reifen sie in großen, ovalen Fässern aus schwäbischem Eichenholz. Dieses stammt zum größten Teil aus dem eigenen herzoglichen Forst Pfalhof bei Ilsfeld. „Die Eichenstämme sind 150 bis 200 Jahre alt bevor sie geschlagen, über drei Jahre getrocknet und anschließend zu Barrique-Fässern verarbeitet werden“, erklärt er. Die hauseigene Vinothek der Domäne Schloss Monrepos wurde bereits vor vier Jahren umgestaltet.
2014 standen die Büros und Besprechungsräume auf dem Programm – rund 600 Quadratmeter verteilt auf zwei Etagen. Hierfür wurde der Dachstuhl des historischen Gebäudes ausgebaut. Beim Blick in die neu gestalteten Verwaltungsräume zeigt sich, dass der Herzog auch dort der Eiche treu geblieben ist. Massive Eichendielen ziehen sich durch das Erdgeschoss. Barbara Benz und ihr Team griffen das Motiv noch einmal auf und ließen einen langen Tresen aus gespaltenen Eichenstücken anfertigen, der die schwarzen Systemmöbel von USM einfasst. Gleich daneben hat Herzog Michael seinen Arbeitsplatz. Er wünschte sich einen großen Arbeitstisch, der zugleich genügend Platz für Gäste bieten sollte. Heute thront er glücklich an einem fünf Meter langen Nussbaum-Tisch von Riva 1920. „Den liebe ich“, erklärt der Herzog strahlend.
Bei der weiteren Möblierung setzte das architare-Team auf Zeitloses: Klassiker wie den FK Schalensessel, lederne Sofas und Beistelltische von Walter Knoll. Dazu kombinierten sie flexible Systemmöbel von USM und Stehleuchten von Nimbus. „Schlichtheit, Konzentration und Innovation“ hatte sich der Herzog für sein neues Ambiente gewünscht. Ob er wohl weiß, dass Wilhelm Knoll, Gründer des traditionsreichen Ledermöbelunternehmens bereits um 1900 Hoflieferant des Württembergischen Königs war? Egal, so war die Wahl der Walter-Knoll-Sitzmöbel vor allem eines – standesgemäß.
Photos: © Tom Ziora