Mit einem guten Stuhl ist es so wie mit einem schicken Sportwagen: Der Entwurf und das Engineering sind hoch komplex. Doch gelingt einem Designer ein genialer Wurf, kommt er niemals aus der Mode.
Claudio Bellini
Einer, der weiß, wie es geht, ist Claudio Bellini. Der charmante Italiener hat für Poltrona Frau entworfen, für de Sede, Thonet und auch Walter Knoll. Seine Spezialität? Stühle, wie kann es anders sein. Ein gute Portion seines Knowhows hat der Mailänder bereits mit in die Wiege gelegt bekommen. Denn Claudio ist der Sohn von Mario Bellini, einem der Granden des italienischen Designs. Dieser hat für Cassina entworfen, für Vitra getüftelt, für B&B Italia, Flou und viele, viele andere.
Was in Claudio Bellinis Designbüro Bellini Design + Design im pittoresken Mailänder Naviglio erdacht und entworfen wird, kann sich sehen lassen: zeitgenössisches Design von simpler Eleganz. Möbel, Leuchten, Büroeinrichtung, selbst mit Töpfen und Pfannen beschäftigt sich der Industriedesigner, denn seit 2003 ist Bellini Art Director bei den italienischen Küchenprofis von Barazzoni. Auch Interiorprojekte in der ganzen Welt gehören zu seinen Aufgaben. Dazu kommt ein Lehrauftrag für Design an der Universität Genua.
Für den Stuhl LIZ erntete Claudio Bellini bereits mehrere Auszeichnungen.
Für deutsche Unternehmen scheint der sympathische Designer eine ganz besondere Vorliebe zu hegen. Nach Gio, einem Stuhl, den er von Kopf bis Fuß nur aus einem Material gestaltete, lieferte er nun bereits seinen zweiten Bestseller-Entwurf im Hause Walter Knoll ab. Für seinen jüngsten Coup, das Stuhlmodell Liz ernteten Designer und Hersteller 2013 gleich drei hochrangige Auszeichnungen: den Design Preis Deutschland, den Red Dot und den Best of the Best des Interior Innovation Award. Kein Wunder – das Gewebe, das Sitz und Rückenfläche von Liz umspannt, wurde ursprünglich für die Luftfahrt entwickelt. Bellinis Arbeiten sind geprägt von der Verwendung neuer Technologien. Unter seiner Federführung bekommen sie eine ganz neue Form. Das gilt für die Entwicklung neuer Officemöbe genauso wie für die Entwicklung eines Concept Cars für Fiat, des sogenannten FiatAuto Spa. Apropos Automobil: Was ist Bellini persönlich wichtiger – italienischer Stil? Oder deutsche Technologie? Die Antwort ist uns der stille Star leider noch schuldig geblieben ... Macht nichts, wir warten trotzdem gespannt auf seine nächsten Projekte.
Photos: © Barbara Benz