Mehr als 20 Materialien, mehr als 30 Designer und mehr als 50 Modelle in einer Kollektion. Kein anderer Leuchtenhersteller hat sich so sehr dem Design verschrieben wie Foscarini. Mit Erfolg. Die beiden Architekten Carlo Urbinati und Alessandro Vecchiato machten aus dem kleinen venezianischen Experimentierlabor in 25 Jahren ein international renommiertes Leuchtenimperium. Das Geheimrezept? Foscarini realisiert ausschließlich neue, innovative Projekte: eine überraschende Leichtigkeit, eine unsichtbare Technologie, eine Statik, die alle Konventionen und Gesetze überwindet, kurz gesagt geniale Ideen, bei welchen dem Betrachter buchstäblich „ein Licht aufgeht“. Vorraussetzung hierfür ist, dass Foscarini keine eigene Produktion unterhält. Für jeden einzelnen Entwurf wird der Lieferant ausgesucht, der für die Realisierung am geeignetsten ist.
Foscarini
Was die Auswahl an Materialien und Herstellungsprozessen angeht, ermöglicht dies eine ungeahnte Freiheit in der Produktion. Und so entsteht eine Kollektion, die sich ständig verändert. Gerade so wie die Welt, in der wir leben.
Was verstehen Sie unter gutem Design?
Ein gutes Designobjekt muss Schönheit und Extravaganz und Funktionalität in sich vereinen
Es muss eine kulturelle Relevanz darstellen, die ihm für viele Jahre Gültigkeit verleiht.
Warum sind Leuchten von Foscarini so unterschiedlich? Und warum haben sie gleichzeitig eine intellektuelle Komponente und wirken dennoch vertraut?
Foscarini ist ein auf die Entwicklung neuer Produkte konzentriertes Unternehmen. Es hat sich klar dafür entschieden, nur Projekte zu realisieren, die neue Ideen darstellen. Aus dieser Initiative heraus beginnt dann ein konsequenter Entwicklungsprozess, der manchmal Jahre dauern kann; eine Entwicklungsarbeit, die zugleich von Spontaneität und Tiefe geprägt ist, einer Analyse von Materialien, Formen, Prozessen und des Gebrauchs. Diese kann zu Ergebnissen führen, die sich weit vom ursprünglichen Konzept entfernt haben.
Und genau aus diesem Grund sind Foscarini Leuchten so innovativ. Gleichzeitig haben sie das Potenzial, als moderne Klassiker über die aktuelle Mode hinaus zu bestehen. Foscarini wurde ursprünglich für seine Designleuchten aus Muranoglas bekannt.
Heute setzen Designer und auch Sie vermehrt auf Kunststoffe – weil sie preiswerter sind?
Das war für uns eine natürliche Entwicklung. Muranoglas hat als Material seine sehr eigenen Vorzüge. Es ist bunt, verspielt und prestigeträchtig. Es stellte sich dann in unserem Entwicklungsprozess bald die Frage, ob wir uns nur auf dieses Material beschränken wollen oder ob wir dem Weg des Designs folgen. Wir bekamen von Designern oft sehr starke Entwürfe, die in Glas nur sehr begrenzt realisierbar gewesen wären. Gewicht ist oft ein entscheidendes Problem, aber auch der Preis, der sich um das Zehnfache gesteigert hätte. Manche Designs, nur um der Machbarkeit und des Prestiges willen in Glas umgesetzt, hätten die Objekte so zerbrechlich gemacht, dass es einfach nur dumm gewesen wäre. Die Idee einer Leuchte bestimmt das Material. Das war unser Weg.
Welchen Wert vermitteln Foscarini Produkte?
Den eines Unternehmens, das guten Ideen eine neue Form gibt. Ein kreativer und technologischer Workshop, der sich etwas einfallen lässt, Ideen weiterentwickelt und nicht einfach Leuchten produziert, sondern Emotionen auslöst. Ein Unternehmen, das in
Zusammenarbeit mit vielen Designern aus der ganzen Welt frei, passioniert, unkonventionell und mitten im Zentrum der Industrie agiert, in der es floriert
Das sind Foscarini Werte.
Und welche Halbwertzeit haben sie?
Unendlich. Ein gutes Produkt ist unsterblich. Eine ihrer Leuchten mit höchstem Wiedererkennungswert, Lumiere, stammt aus dem Jahr 1990.
Wie nachhaltig muss Design heute sein?
Die Entwicklungskosten und Investitionskosten für den Produktionsprozess sind heutzutage so hoch, dass wir es uns gar nicht leisten könnten, eine Leuchte zu entwickeln, die nach einem Jahr passé wäre. Lumiere wird nächstes Jahr 25 Jahre alt. Für eine Designerleuchte ist das schon eine halbe Ewigkeit.
Kann eine LED-Leuchte poetisch sein?
Durchaus. 2013 haben wir speziell auf dieses Ziel hin gearbeitet. Es war eine sehr faszinierende Aufgabe. Wir haben vier unserer Bestseller herausgegriffen und unserer Technikabteilung präsentiert. Die Aufgabe und Herausforderung für sie war, eine Lösung mit LED zu entwickeln, bei der die Poesie und der spezifische Charakter der Leuchte in gleicher Weise erhalten bleibt. Jedes der redesignten Modelle braucht ein spezielles, hochqualifiziertes Leuchtbord, um die gleiche Leuchtkraft, die gleiche Streuung und Intensität zu haben wie der ursprüngliche Entwurf.
Mal ehrlich: Wie viele mit „verbotenen“ Glühlampen betriebene Leuchten haben Sie noch Zuhause?
Oh, eine ganze Menge. Besonders bei den alten Designklassikern. Viele Leuchten, die mit einem speziellen Leuchtmittel konzipiert sind, lassen sich nicht verändern.
Denken Sie bei der Entwicklung Ihrer Leuchten auch an den- oder diejenige, die sie reinigen müssen?
Nein. Und das ist auch besser so – im Ernst: Natürlich schauen wir, dass sich die toten Fliegen nicht irgendwo ansammeln können. Aber zum Beispiel unser Modell Caboche, das mit über 200 Linsen bestückt ist, haben wir so konstruiert, dass man die Einzelteile leicht abnehmen und in der Geschirrspülmaschine reinigen kann.
Wie steht Foscarini zu Sonderwünschen?
Für sehr große Räume oder Lichtskulpturen bietet Foscarini spezielle Lösungen, die aus einer kreativen Zusammensetzung von Serienleuchten entstehen. Es gibt einige Bespiele, die wir zu Designevents in Europa und den Vereinigten Staaten gezeigt haben: wie Fiber Evolution, das in Zusammenarbeit mit Marc Sadler entstanden ist oder Tropico, das wir gemeinsam mit Giulio Iachetti entwickelt haben. Ihr Engagement auf der Biennale von Venedig gilt der Förderung der Designkultur.
Wie wichtig ist dieser Aspekt für Ihr Unternehmen?
Die Verbindung von Foscarini zur Kunstwelt ist Teil einer weitreichenden Vision, deren erster Schritt in diesem Jahr mit der Eröffnung des Spazio Brera in Mailand und des Spazio Soho in New York konkretisiert wird. Diese Räume sind nicht nur Showrooms. Sie sind Orte, die für alle Arten von Kreativität offen sind,
designt, um Geschichten zu erzählen und Emotionen zu transportieren
Orte, die standortspezifische Installationen beherbergen, erdacht von Künstlern und Vertretern der internationalen Kreativszene.
Was fasziniert Sie an Ihrer Aufgabe?
Wir haben das Glück, mit Licht zu arbeiten. Etwas, an dem es grundsätzlich mangelt. Mit Licht werden alle visuellen Informationen transportiert. Genau auf diesem Kanal arbeiten wir. Mit dem Licht, das eine unserer Leuchten spendet, bekommen Sie zusätzlich noch Stil und Emotionen vermittelt. Es ist nicht nur einfach ein Lichtstrahl, es ist ein Strahl mit etwas Magie darin.
Photos: © Jeanette Schaun